Neun von zehn KundenInnen nehmen ihren Beleg an der Kasse gar nicht erst mit.

Ein Jahr Bonpflicht. epap, Flux und Receipthero ziehen Bilanz.

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Warum digitale Belege noch kein Standard sind.

Hannover. 06.01.2021. Ein Jahr nach Einführung des „Kassengesetzes für mehr Steuergerechtigkeit“ in Deutschland sind nachhaltige, digitale Alternativen verfügbar, jedoch noch kein Standard. Corona-Pandemie, mangelndes Bewusstsein und partielles Vorgehen hemmen den Erfolg digitaler Belege in Deutschland. Die Startups epap, Flux und Receipthero über die Herausforderungen und was Deutschland von England und Finnland lernen kann.

Zum 01. Januar 2020 wurde in Deutschland die sogenannte Belegausgabepflicht eingeführt, durch die Einzelhandel und Gastronomie verpflichtet sind, für jede Transaktion einen Beleg zu erstellen und dem/r KundenIn anzubieten. Ebenso musste bis Ende September die technische Sicherheitseinheit (TSE) integriert werden.

Vier Millionen Kilometer „Bonflut“

Diese Auflage sorgte nicht nur für kontrollierbare Steuerinformationen, sondern vor allem für Tausende Kilometer Bonpapier. Denn auch, wenn Kunden ihren Kassenbeleg nicht wünschen, muss er gedruckt werden. „Ökologisch betrachtet ist das ein Desaster”, kommentiert Fabian Gruß, Co-Founder und CEO der epap GmbH. “Ein Großteil der gedruckten Belege landet unmittelbar nach dem Druck im Müll. Bei einer durchschnittlichen Bonlänge von 20 Zentimetern und 20 Milliarden Einkäufen pro Jahr, bedrucken wir jährlich vier Millionen Kilometer Bonpapier beziehungsweise 13.423 Bäume.“

Händlereigene Lösungen nicht praktikabel

Erste namenhafte Einzelhandelsketten wie Rewe, Edeka oder IKEA führten in diesem Jahr digitale Belege ein. Um diese zu erhalten, müssen KundenInnen zumeist zahlreiche Voraussetzungen erfüllen: die hauseigene App installieren, die Payback-Karte verknüpfen oder mobil bezahlen. „Wir begrüßen diesen Schritt hin zu nachhaltigen Alternativen natürlich sehr. Allerdings beinhalten die händlereigenen Lösungen meist hohe Barrieren, die KundenInnen überwinden müssen, um ihre Belege digital zu erhalten. Eine App für jedes Geschäft zu installieren, ist wenig praktikabel“, merkt Gruß an.

Nutzerfreundlichkeit als Schlüssel für Akzeptanz

Um digitale Belege an einem Ort zu vereinen und Kunden einen Mehrwert für ihre persönlichen Finanzen zu bieten, integriert epap Belege von bereits über 5.000 Verkaufsstellen in der gleichnamigen App. „Wir sind überzeugt, dass digitale Belege nur akzeptiert werden, wenn sie keinen deutlichen Mehraufwand zu Papierbelegen bedeuten. Unsere NutzerInnen spiegeln uns regelmäßig wieder, worauf es Ihnen ankommt: Bonpapier sparen, höchsten Datenschutz, einfache Bedienung und möglichst hohe Abdeckung von teilnehmenden Geschäften. Verknüpften Lösungen, die beispielsweise über Payback laufen, vertrauen viele nicht“, erklärt Gruß.

Corona-Pandemie fördert Nachfrage nach kontaktlosen Lösungen

Ähnliche Erfahrungen teilen das britische Startup Flux und der finnische Anbieter digitaler Belege, Receipthero. Beide verbinden die Ausgabe digitaler Belege bei teilnehmenden Partnern mit der Bankkarte des Kunden. Eine zusätzliche App für die Belege ist nicht mehr nötig. Matty Cusden-Ross, CEO und Gründer von Flux begründet diesen Ansatz wie folgt: „Ist es nicht verrückt, das Zahlungssysteme so modern sind, aber die Kasse einen gedruckten Beleg ausgibt, nur damit er in den meisten Fällen direkt im Müll landet?“. In Großbritannien konnten sie bereits Handelsgrößen wie H&M von ihrem Produkt überzeugen. Für das letzte Jahr meldet Flux rund 35.000 angeschlossene Kassen in Großbritannien und 3,5 Millionen ausgegebene digitale Belege. Flux führt diesen Erfolg auf eine gestiegene Nachfrage nach kontaktlosen In-Store-Erlebnissen zurück und beruft sich auf eine Studie der Bank of England, laut der zwei Drittel der Kunden aktiv kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten nachfragen.

Finnische Regierung unterstützt Integration digitaler Belege

Das finnische Startup für digitale Belege, Receipt Hero, generiert monatlich bereits vier Millionen digitale Belege an 2.000 angeschlossenen Kassen bei namenhaften Kunden wie der größten finnischen Supermarkt-Kette R-Kioski oder den Neste-Tankstellen. Zugpferd bei diesem Erfolg war auch die finnische Regierung, die im Rahmen einer Initiative gemeinsam mit Receipthero die Ausgaben ihrer Mitarbeiter digitalisierte und größere Unternehmen dazu auffordert, ebenfalls digitale Belege zu integrieren. „Für Händler in ganz Finnland ist das ein Weckruf, mehr Akzeptanz für technologische Fortschritte wie digitale Belege zu zeigen“, kommentiert Joel Ojala, CEO von Receipthero.

Deutschland zögert bei flächendeckenden Lösungen

In Deutschland konnte sich noch keine flächendeckende Lösung für digitale Belege durchsetzen. epap führt dies einerseits auf eine Grundskepsis gegenüber den Lösungen von Startups aber auch ein fehlendes Bewusstsein für die Vorteile digitaler Belege zurück. „Das ist aktuell unsere größte Herausforderung”, so Gruß, „viele potentielle User warten auf eine höhere Verfügbarkeit digitaler Belege, potentielle Partner wiederum auf vermehrte Nachfrage ihrer Kunden.“

Digitale Belege verringern Kontakte am Point of Sale

Auch die Corona-Pandemie hemmte die zu Beginn des letzten Jahres noch optimistische Einstellung in Einzelhandel und Gastronomie gegenüber digitalen Belegen, indem sie zu Priorisierungen und Existenzsicherung zwang. Gleichzeitig vermerken Flux und Receipthero auch beschleunigtes Handlungsbewusstsein, durch digitale Belege die faktischen Kontakte am Point of Sale zu verringern. „Zum Jahresende haben auch deutsche Einzelhändler das Potenzial für einen sicheren, kontaktreduzierten Einkauf erkannt und beginnen wieder, aktiv nach digitalen Lösungen zu suchen. Das stimmt uns optimistisch, im kommenden Jahr digitale Belege weiter in Deutschland zu etablieren“, schließt Gruß.

Digitale Belege 2021

Für das kommende Jahr plant epap ebenfalls die Integration einer Bankingfunktion, mit der digitale Belege an das persönliche Bankkonto gekoppelt werden können. „Flux und Receipthero zeigen, dass eine solche Kombination deutlichen Mehrwert für die KundenInnen bieten. Ein Benefit, das wir unseren Usern natürlich nicht vorenthalten möchten.“

Über epap

epap wurde im Februar 2020 von Fabian Gruß, Jannis Dust, Gerd Trang und Sebastian Berger mit der Mission, herkömmliche Kassenbons durch digitale zu ersetzen, in Hannover gegründet. Seit dem Launch der zugehörigen App im Herbst 2019 steigt die Zahl der User, kooperierenden Kassensystemen und Händler sowie erstellten epaps stetig an. Aktuell liegen die Benchmarks bei nahezu 200.000 digitalen und gescannten Belegen, rund 5.000 angeschlossenen Kassensystemen sowie bald 26.000 Usern.

Über das Erstellen und Verwalten digitaler Belege hinaus, steht epap den Usern durch eine granulare Auswertung der Belege als digitales Haushaltsbuch zur Seite.

Weitere Informationen auf der epap Website.

Über Flux

Flux ist eine Datenplattform für digitale Belege, die Kunden nahtlose digitale Belege und Einzelhändlern wertvolle Einblicke auf Artikelebene liefert. Seit 2016 hat das britische Startup mehr als 3,3 Millionen digitale Quittungen erstellt. Die digitalen Quittungen sind in über 33.000 Filialen in ganz Großbritannien erhältlich, darunter auch bei H&M, Just Eat, KFC und schuh. Kunden von Barclays, Starling Bank und Monzo erhalten automatisch digitale Quittungen in ihrer Banking-App, wenn sie bei teilnehmenden Partner einkaufen. Weitere Informationen im Flux Newsroom.

Über Receipthero

ReceiptHero ist ein finnisches Fintech, das eine vollständig digitalisierte Quittungsplattform entwickelt, mit der Händler ihre Quittungen in Echtzeit an Bank- oder Buchhaltungsanwendungen senden können. ReceiptHero wird in elektronische Registrierkassen und Zahlungslösungen integriert, um digitale Quittungen zu erstellen. Zu den namhaften Partnern von ReceiptHero gehören Nordea, SEB, Verifone, Worldline, Diebold Nixdorf und CGI.

Weitere Informationen auf der Receithero Website.

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